Start für den neuen Genderreport der Buchbranche:
Das Projekt #frauenzählen dokumentiert in seiner Pilotstudie die Sichtbarkeit von Frauen in Rezensionen und Literaturkritiken.
Zur Sichtbarkeit von Frauen in Medien und im Literaturbetrieb. Eine Studie von #frauenzählen, dem verbandsübergreifenden Forschungsprojekt im Literaturbetrieb und der AG Diversität, sowie des Instituts für Medienforschung der Universität Rostock.
„Die Studienergebnisse zeigen, was viele Autorinnen bereits ahnten: Männer werden - auch in der Literaturkritik - offenbar ernster genommen. Warum das so ist, wird ebenfalls untersucht werden. Ein Blick auf die Leselisten an Schulen und Universitäten gibt bereits deutliche Hinweise: hier dominieren Autoren. Ebenso zeigt ein Durchblättern der Hardcoverprogramme renommierter Verlage ein Ungleichgewicht der Wertigkeiten. Ich wünsche mir, dass die Sichtbarmachung dieses Ungleichgewichts zu einem radikalen Umdenken führt.“
Zoë Beck studierte englische und deutsche Literatur, arbeitete für Zeitungen, Verlage, am Theater, beim Radio und fürs Fernsehen. Sie ist heute tätig als literarische Übersetzerin aus dem Englischen, Schriftstellerin und Verlegerin (Culturbooks). Wenn sie gerade mal nichts mit Büchern macht, dann immer noch etwas mit Sprache, indem sie Dialogbücher für Synchronproduktionen schreibt und dort auch Regie führt.
Beck ist Mitbegründerin von "Herland – feministischer Realismus in der Kriminalliteratur" und Mitinitiatorin von #verlagegegenrechts, einem Bündnis unabhängiger Verlage und Personen, die in der Buchbranche arbeiten (verlagegegenrechts.com). zoebeck.blog herlandnews.com
„Als Autorin von Spannungsliteratur und Präsidentin einer Autorinnenvereinigung war ich mir des gravierenden Ungleichgewichts bezüglich der Sichtbarkeit, der Repräsentanz und der Akzeptanz des von Frauen verfassten Kriminalromans schon lange bewusst. Was fehlte, waren belegbare Zahlen, die ich als Beweis darlegen konnte, wenn meine langjährigen Beoabachtungen als 'übertrieben und unhaltbar' abgekanzelt wurden. Es geht bei der Diskussion jedoch nicht allein um Zahlen - diese dienen nur als Beweis - es geht darum, welchen Einfluss die männliche Dominanz in den Medien auf unsere Gesellschaft hat und wie ein solcher, nachgewiesener Bias sich bis ins Jahr 2018 hartnäckig halten kann. Diese Studie ist nur der Anfang - und doch ein Meilenstein bei den Bemühungen um eine Gesellschaft, in der die weibliche Sicht der Welt den gleichen Stellenwert erhält wie die männliche.“
Janet Clark arbeitete nach ihrem Studium als wissenschaftliche Assistentin, Universitätsdozentin und Marketingchefin in Belgien, England und Deutschland. Nach einer erfolgreichen Karriere im Wirtschaftsbereich, startete sie 2010 noch einmal von Null: als Autorin. 2011 wurde ihr erster Roman veröffentlicht. Seitdem erschienen 7 weitere Romane und eine vierteilige Serie. Neben dem Schreiben setzt sich Janet Clark als Präsidentin der Mörderischen Schwestern e.V. für die Rechte von Autorinnen ein. Unter ihrer Leitung erhoben 38 Codierer und Codiererinnen, darunter zahlreiche Kriminalautorinnen, die Datengrundlage für diese Pilotstudie. www.janet-clark.de www.moerderische-schwestern.eu
„Aus den Studienergebnissen lässt sich ein struktureller Bias in den Medien ableiten, dem allerdings nicht nur Männer, sondern mitunter auch Frauen unterliegen“, so Nina George, Koordinatorin des Projekts #frauenzählen: „Die Überrepräsentanz des männlichen Blicks auf die Welt ist kein unbekanntes Symptom. Die Ergebnisse decken sich mit jenen anderer Studien zur Sichtbarkeit von Frauen in Medien. So vertiefen sich überkommende Bilder: Die Frau, das andere, das zweitklassige Geschlecht. Hier müssen wir in fortlaufenden Analysen untersuchen, wie die Unsichtbarkeit von Autorinnen zu Stande kommt: was haben Veröffentlichungsraten, Verlagswahl, Themen oder redaktionelle Gewohnheiten damit zu tun?“
Die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin und internationale Bestsellerautorin Nina George (*1973, Bielefeld) schreibt seit 1992 Romane, Essays, Reportagen, Sachbücher. „Das Lavendelzimmer“ erschien in 37 Sprachen und eroberte u.a. die TopTen der New-York-Times-Bestsellerliste. Nina George ist Beirätin des PEN-Präsidiums / Womens Writers-Beauftragte, Beirätin des Bundesvorstandes des VS (Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller) mit dem Geschäftsbereich Urheberrecht und Digitales, sowie Verwaltungsratsmitglied der VG Wort. 2017 wurde George zur BücherFrau des Jahres gewählt.
2011 gründete Nina George die Initiative "JA zum Urheberrecht", 2014 die digitale Informationsplattform Fairer Buchmarkt (www.fairerbuchmarkt.de). Sie initiierte 2016 den Zusammenschluss von elf Verbänden zum Netzwerk Autorenrechte (www.netzwerk-autorenrechte.de) und gründete 2018 das Projekt #frauenzählen (www.frauenzählen.de)
George lebt in Berlin und der Bretagne. www.ninageorge.de
„Es ist schon erstaunlich, dass wir auch hier eine Ratio von auf eine Frau kommen zwei Männer antreffen - das ist Medien immanent und muss sich ändern.“
Prof. Dr. Elizabeth Prommer ist seit dem Wintersemester 20 11/ 2012 Direktorin des Instituts für Me- dienforschung und Inhaberin des Lehrstuhls für Kommunikations - und Medienwissenschaft an der Univer- sität Rostock. Davor war sie Profes- sorin an der Universität Wien und – neben weiteren Stationen in Mün- chen, Hamburg, Berlin – viele Jahre an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam - Babelsberg tätig. 1998 promovierte sie an der Universität Leipzig zum Dr. phil. mit der Arbeit „ Kinobesuch im Lebenslauf. Eine historische und medienbiographische Studie “ . 2011 habilitierte sie ebenfalls an der Universität Leipzig mit einer Arbeit zu „ Fernsehg e- schmack, Lebenswelt und Comedy. Eine handlungstheoretische und empirische Analyse “ . Ihre Publikations - und Forschungsschwerpunkte liegen aus kommunikations - und medie nwis- senschaftlicher Perspektive im Zusammenspiel von Medien, Medienrezeption und Gesell- schaft. Dabei interessiert sie s ich besonders für audiovisuelle Medien (Kino, Fernsehen, non- lineare/interaktive und alle zukünftigen Formen der „ Bewegtbild - Medien “ ).
„Die Ergebnisse der Pilotstudie zeigen: Auf ein besprochenes Buch einer Autorin kommen zwei besprochene Bücher von Autoren; männliche Kritiker rezensieren zu 74 Prozent Bücher von Männern. Da läuft einiges äußerst unrund. Es ist an der Zeit, nach den Ursachen zu suchen und die Sichtbarkeit von Frauen in Literatur- und Medienbranche zu stärken.“
Kirsten Reimers ist freie Literaturwissenschaftlerin, Literaturkritikerin, Lektorin und Übersetzerin. Zudem gibt sie den KrimiDetektor (www.krimidetektor.de) heraus, eine internationale Presseschau für Kriminalliteratur, und ist neugewählte Sprecherin der Jury des Deutschen Krimipreises. Sie ist seit rund 25 Jahren in der Buchbranche tätig und Kooperationspartnerin des Forschungsprojekts „Literaturkritik als Gender-Diskurs“ des Innsbrucker Zeitungsarchivs am Institut für Germanistik der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck. www.kirsten-reimers.de
„Autorinnen sind nicht nur im Rezensionsbetrieb unterrepräsentiert. Das betrifft auch Literaturpreise, Stipendien usw. Hier muss weiter nach den Ursachen geforscht werden. Gleichermaßen müssen sich aber auch die Verantwortlichen im Literaturbetrieb und in den Redaktionen in ihrem Selbstverständnis hinterfragen. Geschlechtergerechtigkeit ist eine Frage der Integrität unserer Gesellschaft“.
Carlos Collado Seidel ist ein Historiker mit deutschen und spanischen Wurzeln, der sich schwerpunktartig mit Fragen des Nationalismus und diktatorischen Regimes im 20. und 21. Jahrhundert befasst. Er lehrt als Professor an der Philipps-Universität Marburg und ist Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland. Collado Seidel engagiert sich im Women Writers Committee und in der AG DIVERSITÄT.